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Woche behinderter Menschen

Erfolgreich integrieren, eng kooperieren


Dennis Steinbrecher mit seinem Chef im Lebensmittelmarkt

Dennis Steinbrecher (rechts) mit seinem Chef, REWE-Marktinhaber Sven Schäfer, an seinem Arbeitsplatz in dem Hofgeismarer Lebensmittelmarkt (Foto: Uwe Zucchi)

28.11.2017

Enge Netzwerkarbeit der Kooperationspartner verbessert die Integrationschancen von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt

Kassel/Frankfurt (lwv): Zu einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gehört eine möglichst selbstbestimmte Beteiligung am Erwerbsleben. Deshalb ist die berufliche Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderung eine der zentralen gesellschafts- und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen.

Die Regionaldirektion Hessen und der Landeswohlfahrtsverband Hessen haben dazu eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet, in der die Zusammenarbeit des LWV Hessen Integrationsamtes und der Bundesagentur für Arbeit intensiviert und erweitert wird. Die Kooperationspartner sprechen sich dafür aus, gemeinsam möglichen Einstellungsvorbehalten bei Arbeitgebern entgegenzuwirken.

Der kontinuierlich ansteigende Fachkräftebedarf und der Demografische Wandel sorgen zunehmend dafür, dass vorhandenen Arbeitskräftepotenzialen auch aus wirtschaftlicher Sicht größere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Allerdings ist es noch immer so, dass viele Betriebe bei der Beschäftigung besonderer Personengruppen zögern.

"Inklusion kann nur gelingen, wenn alle Arbeitsmarktakteure intensiv in einem Netzwerk zusammenarbeiten und ihre Angebote so bündeln, dass sie ineinandergreifen", betont Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. "Voraussetzung ist, dass die Beteiligten ihre Unterstützungsmöglichkeiten noch stärker verzahnen und aufeinander abstimmen. So entsteht ein strukturiertes Förderangebot, dessen einzelne Teile sich wie in einem Puzzle ineinanderfügen lassen. Ziel ist, Menschen mit Behinderungen den Zugang in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen."

"Das Potential schwerbehinderter Menschen wird sehr häufig unterschätzt", betont Dr. Andreas Jürgens, Erster Beigeordneter des LWV Hessen. "Die Erfahrung zeigt, dass diese Menschen hoch motiviert und leistungsfähig sind. Deshalb setzen wir neben vielfältigen Unterstützungsleistungen auch finanzielle Anreize für Arbeitgeber, die Schwerbehinderte beschäftigen."

Um die Chancen von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt weiter zu erhöhen, arbeiten die hessischen Arbeitsmarktakteure, darunter die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit und der Landeswohlfahrtsverband Hessen, auf verschiedenen Ebenen und im Rahmen unterschiedlicher Projekte daran, den Inklusionsprozess zu erleichtern und weiter voranzutreiben.

Wesentliche Inhalte der jetzt getroffenen Vereinbarung sind:

• ein regelmäßiger und intensiver gemeinsamer Austausch
• die Erweiterung und Verzahnung der Angebote zur beruflichen Orientierung an den Schulen
• eine enge Zusammenarbeit bei der Ansprache von Unternehmen zur Erschließung von Ausbildungsstellen für junge Menschen mit Schwerbehinderung
• die Sicherung bestehender Beschäftigungsverhältnisse auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt durch gemeinsame Unterstützung der Arbeitgeber
• konkrete gemeinsame Vorhaben und Projekte zu entwickeln und zu erproben.

Was die Bündelung von Kräften bewirken kann, zeigt sich in den gemeinsamen Initiativen der hessischen Netzwerkpartner. Im Rahmen eines "Speed-Datings" der Großkundenberatung der Bundesagentur für Arbeit in Kooperation mit dem Landeswohlfahrtverband Hessen konnten behinderte Schülerinnen und Schüler sich an die Berufswelt und ihre Möglichkeiten herantasten. Rund 80 Kurzlebensläufe, mit denen sich die Jugendlichen um einen Praktikumsplatz bewerben, gingen bei den teilnehmenden Firmen ein.

Ein anderes Beispiel: Dennis Steinbrecher hat eine Lernbehinderung und darf aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht schwer heben. Seit August ist der 25-Jährige als Verkäufer im REWE-Markt Hofgeismar beschäftigt. Zunächst befristet auf zwei Jahre, aber mit der Perspektive, im Anschluss weiter beschäftigt zu werden. Der Arbeitgeber hat dafür eine Einstellungsprämie aus dem Hessischen Perspektivprogramm zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen schwerbehinderter Menschen (HePAS II) erhalten. Das Programm wurde schon zum zweiten Mal mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration aufgelegt und wird aus Mitteln der Ausgleichsabgabe finanziert.

Der Wiedereinstieg in die Berufswelt ist für Dennis Steinbrecher aber auch deshalb gelungen, weil er zuvor eine fünfmonatige Qualifizierungsmaßnahme durchlaufen hat. Diese Unterstützte Beschäftigung wurde von der Bundesagentur für Arbeit finanziert, ebenso wie ein Eingliederungszuschuss. Gemeinsam konnten die Netzwerkpartner auch in diesem Fall mit ihren Fördermöglichkeiten und unterstützender Begleitung dazu beitragen, dass Inklusion gelingt.

Hintergrundinformationen:

Rechtslage: Unternehmen, die im Jahresdurchschnitt monatlich über mindestens 20 Arbeitsplätze im Sinne des Sozialgesetzbuches IX (§§ 73 ff) verfügen, sind verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent dieser Plätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Solange Arbeitgeber die vorgeschriebene Zahl von schwerbehinderten Menschen nicht einstellen, wird für jeden unbesetzten Pflichtarbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe erhoben.

Woche der Menschen mit Behinderung: Die Bundesagentur für Arbeit setzt sich für eine inklusive Gesellschaft und die Integration von Menschen mit Behinderungen in das Berufsleben ein. Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember wollen die hessischen Arbeitsagenturen die ansässigen Unternehmen im Rahmen einer Aktionswoche ab dem 27. November mit Aktivitäten und Veranstaltungen für das Thema sensibilisieren.


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